Bardonecchia – Briançon

11.09.2021

Heute schauen wir mal, was passiert, wenn man nicht sauber recherchiert und gleichzeitig auch noch blind ist …

Doch zuerstmal Müll entsorgen, auch in Italien sind große Behälter in Orten, an Parkplätzen oder entlang der Straßen üblich.

Dann ein paar Kilometer weiter nach Oulx. Da gibt es eine Schotterstraße zur Kapelle Madonna di Cotolivier.

Die Straße ist keine Herausforderung, sie ist in sehr gutem Zustand.

Das Problem war eher der teils dichte Bewuchs, dem man nicht immer ausweichen konnte. Die Geräusche erinnerten etwas an Fingernägel auf der Tafel … brrr …

Wie auch immer, da mußte ich jetzt durch, und oben angekommen, wurde ich durch eine fantastische Aussicht entschädigt.

Eigentlich wollte ich ja nach Bardonecchia zum Col de Sommeiller. Doch es war Samstag. Einige Quellen sagten, er sei Freitag bis Sonntag nicht zu befahren, andere Donnerstag. Ich dachte eigentlich, das Donnerstag-Fahrverbot wäre die aktuelle Quelle, aber an der Kapelle traf ich einen Motorradfahrer, der mir das Wochenend-Verbot bestätigte. Ich hätte es probieren können, man kann einen Teil bis zu einer Herberge fahren und sieht dann, ob es weitergeht oder nicht. Andererseits war hier reger Verkehr, die Gegend scheint wohl das Mekka der Offroader zu sein. Man sah viele Jeeps und Landrover mit Dachzelt, ganze Kolonnen, aber auch VW-Busse, oder Pickups mit Kabine. Ja, das war mir schon bewußt, daß viele tolle Straßen wie die Assietta eben nur mit kleinen Fahrzeugen befahren werden durften oder auch konnten, wegen enger Tunnel zum Beispiel. Auf jeden Fall wäre wohl zum Sommeiller mit viel Verkehr zu rechnen, insofern habe ich es mal für einen späteren Zeitpunkt zurückgestellt. Bis Montag wollte ich nicht in der Gegend bleiben, also das nächste Ziel ansteuern. Das war wieder in Frankreich, Briançon. Das gibt es eine angeblich schöne Strecke über den Pian del Colle, gerade mal 30 Kilometer.

Ich habe aber erstmal eine Kaffeepause gemacht, schöner Skiliftparkplatz etwas oberhalb von Bardonecchia, Übernachtung hätte sicher niemanden gestört, es war aber noch früher Nachmittag.

Nach dem Kaffee (was auch immer da drin war) fing meine Verwirrtheit an.

Zuerst bin ich falsch abgefahren und war auf der Autobahn Richtung Fourneaux, das wäre ein Riesen-Umweg gewesen und hätte sicher eine stolze Summe Maut gekostet. Hinter der Grenze und vor der Zahlstelle konnte ich dann illegal wenden, d.h. so ganz illegal war es nicht, ich wurde von einem Zöllner angewiesen, den verbotenen Durchgang zu fahren.

Dann – wie gesagt – wollte ich über den Pian del Colle, und am Einstieg war dann auch absolut beste Straßenqualität.

Ich fahre dann also die Serpentinen hoch, bis ich plötzlich vor einem schwarzen Loch stehe – ein Tunnel mit 3 Meter Schild. Aua! Hätte vielleicht funktioniert, meine höchste Stelle ist mit 3,18 Metern mittig, aber … alleine ein zu großes Risiko. Normalerweise recherchiere ich die Pässe vorher, und das habe ich hier auch gemacht.

Bei alpenrouten war das unauffällig, wobei sich die Seite vornehmlich an Zweiradfahrer richtet. Normal sind aber Beschränkungen mit angegeben, zumindest in den Kommentaren. Da hätte ich beim aktuellsten Eintrag stutzig werden müssen: „Einige enge unbeleuchtete Tunnel kommen auch noch hinzu!“.

https://alpenrouten.de/Echelle-Col-de-l-Scala-Colle-della_point124.html

Es half nichts, ich mußte bis zur letzten Kehre rückwärts fahren, was jetzt auch kein Problem war, aber unnötig. Die Deppen hätten das ja wenigstens mal etwas vorher beschildern können, dachte ich noch.

Tja und jetzt schaue ich meine Actioncam-Videos an, und was war da?

Ich Idiot hatte ein fettes Schild übersehen, völlig unverständlich. Ärgert mich auch, weil ich oft die Strecken zumindest am Einstieg noch per Streeview abfahre. Diesmal aber nicht.

Der alternative Weg über Claviere war dann 45 Kilometer, auch noch ok, aber ich hatte keine Lust mehr. In Briançon bin ich auf den städtischen Stellplatz gefahren, mir war nach einem Bier. Der Platz ist zwar nicht schön, aber Respekt, daran sollten sich deutsche Städte mal ein Vorbild nehmen. Großer kostenloser Stellplatz mit V/E und auch noch zentrumsnah! Was braucht man mehr, wenn man sich die Stadt anschauen möchte?

Sagte ich „groß“? Nein, riesengroß!!

Briançon, Partnerstadt von Rosenheim, ist mit 11.000 Einwohnern eher klein, vielleicht dem ein oder anderen bekannt durch die Tour de France. Ich machte mich ausgehfertig, und dann der Schock: meine Fenster!

Meine Fresse, die hau ich dem Hünerkopf um die Ohren, dachte ich schon, sollten ja eigentlich kratzfest sein! Ich war schon stinkesauer, da hat mich doch jemand mal gefragt, ob das nicht nur Staub sei … puh, war ich erleichtert.

Der Lack der Kabine hat allerdings schon ein paar sichtbare Kratzer, aber damit kann ich leben.

Also dann, ab ins Zentrum. Tja, so ein bißchen was Hässliches gehört mittlerweile ja schon dazu, aber trotzdem hat es mir gefallen. Vermutlich ist das im Winter alles viel schöner anzuschauen.

Ich habe dann auch ein nettes Restaurant gefunden, war sehr lecker!

War dann doch noch ein schöner Tag!

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