Energieversorgung … oder: funktioniert gasfrei?

< Fortsetzung von hier >

26.02.2023

Da kommt jetzt viel Text, kurze Zusammenfassung vorab: Ja.

Ich war mir anfangs nicht ganz sicher, ob mein Projekt tatsächlich so wie geplant funktionieren würde. Daher hier mal ein kleines Fazit und was ich jetzt anders machen würde.

Gasfrei – ganz klar eine weitreichende Entscheidung.

Gas ist eigentlich ein prima Energieträger. Fast überall zu bekommen, hoher Energieinhalt und sauber in der Verbrennung. Ideal zum heizen und kochen. Warum ich trotzdem darauf verzichtet habe? Ich wollte mir den Platzbedarf für einen Gaskasten oder Tank sparen, sowie den Montage- und Unterhaltswaufwand und natürlich das ständige Betanken, besonders in der Winterzeit.

Mit der Dieselheizung bin ich nach anfänglichen Problemen jetzt zufrieden, trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl. Nach zwei Ausfällen zu Beginn tut sie jetzt, was sie tun soll. Bei einem neuen Projekt würde ich auf 2x 2kW Autoterm gehen, zum einen, weil 2kW für die Kabine in den meisten Fällen locker reichen und damit die Heizung nicht ständig im Minimallastbetrieb läuft, zum anderen natürlich wegen der Redundanz. Zum Warmwasserbereiten hätte ich dann einen Elgena Nautic Boiler, der Wasser durch die heiße Heizungsluft, aber auch elektrisch bereiten kann. Dieses Setup findet man in vielen Selbstausbauten und erscheint mir sinnvoll. Zudem die komplette Autoterm Heizung günstiger ist als ein Glühkerzentausch bei der Truma.

Vielleicht auch auf die neue Truma Combi Diesel, aber die muß erst in der Praxis zeigen, ob sie wirklich hält, was Truma verspricht.

Da ich jetzt nunmal die Truma habe, pflege ich sie so gut es geht. Im Heizbetrieb einmal die Woche eine Stunde auf volle Leistung, so sollte sie eigentlich durchhalten. Im Winter schaue ich, daß tagsüber bei Abwesenheit ganz ausschalte und kurz vor Nutzung richtig auf 24°C heize, dann reicht das oft aus bis zum nächsten Morgen.

Vorteil der Dieselheizung ist, daß man keinen zweiten Brennstoff braucht. Diesel gibt es immer und überall, der Verbrauch hält sich mit meiner gut isolierten Kabine auch im Winter in Grenzen (was genau das Problem mit dem Teillastbetrieb verstärkt).

Nachteil ist die höhere Geräuschentwicklung und der Geruch. Das läßt sich wohl mit keiner Dieselheizung ganz vermeiden. Wer eine hat und sagt, es stinkt nicht, hat noch nicht am Abgas gerochen. Je nach Windrichtung beeinträchtigt man schon seine Nachbarn oder sich selbst. Der Geruch ist beim Auf- und Abheizen stärker als im Betrieb, aber nie ganz weg. So ist es nunmal leider.

Sehr froh bin ich über die E-Funktion des Boilers, auch wenn es energetisch eine Katastrophe ist. Beim den Truma-Combiheizungen sitzen die Elektro-Heizstäbe im Wärmetauscher, denn sie müssen sowohl für Warmwasser als auch für die Luftheizfunktion herhalten. Das bedeutet, daß zur reinen Warmwasserbereitung leider viel Energie verschwendet wird. Ein Heizstab im Wasser wäre da deutlich effizienter. Ich hatte das in Teil 13 mal ausprobiert. Zur Erwärmung meines Wassers von 16° auf 65°C habe ich 1,37kWh gemessen, gerechnter Energiebedarf 0,6kWh. Das ist schon wirklich übel. Man merkt auch, daß die Heizung außen sehr warm wird, verlorene Energie!

So ist auch die elektrische Warmwasserbereitung insgesamt mein größter Verbrauchsposten außerhalb der Heizperiode.

Das Kochen widerum funktioniert immer super, auch im Winter. Hier kommt neben den Induktionsplatten oft die Ofen-Microwellenkombi zum Einsatz. Meist für Aufbackbrötchen, zum Aufwärmen oder für Fertigsoßen. Den Energiebedarf habe ich nicht separat erfaßt, geht aber insgesamt unter.

Aktuell habe ich immer noch nur eine Induktionsplatte angeschlossen. Für die zweite müßte ich noch einen zweiten Wechselrichter verbauen. Oder ich könnte nicht beide Platten auf voller Leistung betreiben. Ich hatte aber bisher noch nie Bedarf an zwei Platten gleichzeitig, insofern lasse ich es erstmal so wie es ist. Im Notfall könnte ich noch meinen Kartuschenkocher mitverwenden, aber auch den habe ich noch nie nutzen müssen.

Also, Kochen und Warmwasser funktionieren prima elektrisch. Wozu brauche ich sonst noch Strom?

Die Klimaanlage ist Gold wert, auch wenn sie aufgrund der Lärmbelastung nicht über Nacht eingeschaltet bleiben kann. Aber in der Praxis funktioniert es hervorragend, an heißen Tagen abends mal eine Stunde runterzukühlen, um angenehm zu schlafen. Bei Neubau würde ich eine Anlage mit Invertertechnik nehmen, die sollte dann auch leiser sein.

Mit Warmwasser, Kochen, Klima, Kühlschrank, Kühlbox und E-Bike Akku laden bin ich dann auch regelmäßig bei 50% des Energieinhalts meiner Batterien, in Extremfällen auch deutlich drüber. Alle anderen Verbraucher wie Notebook, TV, Pumpe und Licht gehen da komplett unter und sind nicht relevant.

Die spannende Frage – die ich im Vorfeld natürlich nicht beantworten konnte – ist nun: klappt der Nachschub?

Wie können meine Batterien geladen werden?

Über Landstrom mit bis zu 120A. Habe ich unterwegs noch nie benutzt. Wenn ich im Winter zu Hause am Landstrom hänge, habe ich die Ladung auf 40A begrenzt. Damit bleibt dann auch der Multiplus ruhig, während er mehr Leistung den Lüfter zuschaltet.

Über den Ladebooster mit bis zu 70A. Der Booster ist essentiell im Winter und mußte sich im Skandinavien-Urlaub beweisen. Da wir da auch immer gute Fahrstrecken hatten, hat es absolut hervorragend geklappt. Meine Batterien waren meistens voll, quasi immer aber über 50%. Über den Schalter kann ich ihn einfach bei Bedarf zuschalten. Die 70A sind auch im Standgas unproblematisch, so daß ich im Notfall – was bisher noch nie eingetreten ist – auch mal den Motor als Notstromaggregat verwenden könnte.

Den übers Jahr weitaus größten Batzen bringt aber die Solaranlage. Ich bin froh, die verfügbare Dachfläche so gut wie möglich genutzt zu haben, und weiterhin absolut glücklich mit meinen Sunpower Zellen.

Ich bin je nach Wetter ab Mitte Februar autark. Und zwar soweit, daß ich auch auf den Boostereinsatz verzichten kann, mal abgesehen von längeren Schnee- oder Regenphasen.

In den Foren wird Solar häufig nur als „Schönwetterbatteriezeitverlängerung“ abgetan. Typische Aussagen sind

  • wenn mal nicht die Sonne scheint kommt eh nichts mehr rein
  • Peak-Leistung erreichst Du sowieso nie
  • wenn Du im Schatten stehst, kommt nichts mehr rein
  • nimm lieber Faltmodule und stelle sie in die Sonneman müßte die Module nachführen, sonst kommt zu wenig rein

Das ist alles Blödsinn, wenn man die Anlage richtig plant! Das setzt voraus, daß man sich mit dem Thema etwas beschäftigt und nicht blind beim Händler 1500 Euro für 100Wp Billigmodule ausgibt. Es gibt Riesen Qualitätsunterschiede bei den Zellen! Ich will hier mal ein paar Fakten auflisten:

der Peak-Wert

Wird oft als theoretischer Wert abgetan. Bei flacher Montage erreicht man bei uns maximal 2/3, wird oft gesagt. Blödsinn! So dachte ich auch, am Nugget hatte ich ein teueres Büttner-Modul, das hat nie Peak erreicht. Beim Pössl habe ich mich dann mal etwas genauer informiert und habe Phaesun-Module mit Sunpower-Zellen verbaut. Im ersten Urlaub in Schottland (April) hatte ich schon regelmäßig Werte über Peak. Jetzt sind es 2x 400Wp Original Sunpower-Module und 4x 120Wp Phaesun-Module mit Sunpower-Zellen. Die 2x 400Wp haben mit letzt einen Peak von 909W geliefert – fast 14% mehr. Die 4x 120er Panel waren gleichzeitig bei 472W, was in etwa ihre angegebene Peak-Leistung ist. Hierzu muß aber gesagt werden, daß diese Module vor einigen Jahren noch als 100Wp verkauft wurden, dann als 110Wp und nun als 120Wp. Die Zellen sind soweit unverändert, außer vielleicht einer saubereren Fertigungstechnik. Hier ist also die Marketingabteilung von Phaesun etwas großzügig – von den Abmessungen mit 1037x527mm (0,55m²) und der Zellzahl von 32 Zellen entspricht das Produkt etwa 100-110Wp bei anderen Herstellern. Also kurz: die jetzt verbauten 120Wp Module sind eigentlich 100Wp-Module.

Fazit: Peak-Werte können auch bei uns und bei flacher Montage erreicht und überschritten werden. Ideale Bedingungen für hohe Peaks sind eine möglichst senkrechte Sonneneinstrahlung, saubere Module, kühle Temperaturen und wolken- und staubfreier Himmel.

Leistung bei nicht-optimalen Bedingungen

Nun hat man ja nicht immer diese Idealbedingungen. Oder nur kurz. Die Betrachtung des Peak-Werts alleine ist also weder zielführend noch sinnvoll. Was die Module bei Wolken, im Schatten, in den Wintermonaten, sehr früh oder sehr spät am Tag bringen, ist viel relevanter. Hier sind die Unterschiede noch drastischer. Mit meinen Modulen bin ich super zufrieden. Im direkten Vergleich, den ich mehrfach hatte, waren es bei mir umgerechnet auf Peak oft doppel so viel Watt.

Besonders beeindruckt hat mich, daß die Anlage in dieser Situation mit verschneiten / vereisten Modulen am 06.03.2022 am frühen Vormittag bei schräger Sonneneinstrahlung (siehe Schatten) bei Tromsö bereits über 150W lieferte! Hinweis: die obere Anzeige betrifft den Solarregler der 2x 400Wp Module, die Summe aller Module wird unter „Netzwerk Gesamtleistung“ angegeben. D.h. aus den 2x 400er Modulen kamen 102W, aus den 4x 120er Modulen 51W.

So könnte ich 100 weitere Beispiele nennen, und habe sie teilweise auch in meinen Reiseberichten schon genannt. Regen in Frankreich – 300W, im Schatten unter Bäumen 400W … das sind alles Situationen, wo die Leistung günstiger Module in den Keller geht.

der Tagesertrag

Und dann kommen wir zu unserer wichtigsten Kennziffer: dem Tagesertrag. Gute Peakleistung, gute Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen – relevant ist, was am Tagesende reingekommen ist. März in Mittelschweden (ohne Schnee am Dach) hatte ich auch mal 2kWh Ernte. Da durfte dann auch der Booster wieder ausgeschaltet werden.

Das A und O sind gute Zellen.

Ich will jetzt die Sunpower-Zellen nicht als alleinige Superzellen darstellen. Sicher gibt es auch andere Hersteller, die hochwertige und leistungsfähige Zellen haben und entsprechend gute Module bauen. Wenn man das weiß, ist gut und kann auch Die Sunpower sind keine Wunderzellen, aber eben so viel besser, daß man es merkt.

Ein spannendes Märchen …

In Foren und auch bei sogenannten Experten wird immer wieder eine Reihenschaltung von Solarmodulen empfohlen, um eine höhere Spannung und damit auch vermeintlich höheren Ertrag zu erhalten. Oder es werden gleich Module mit höherer Systemspannung empfohlen. Meiner Erfahrung nach alles Quatsch. Sie Absatz vorher – gute Zellen sind auch im 12V-Bereich (mit Vmp von 20V) effizient! Ich hatte am Pössl vier solcher Module parallel, dort allerdings keinen direkten Vergleich mit Hochvoltmodulen. Jetzt aber sind bei mir Module mit Vmp von 20V (Phaesun SPR 120) und 65V (SunPower Maxeon3 400) montiert und ich kann direkt Ertrag und Peak-Ertrag vergleichen.

Bei meinen Auswertungen von Winter-Erträgen gibt es keinen Vorteil für die 65V-Module. Das entspricht auch meinen live-Beobachtungen. Ein Ertrag kommt in beiden Fällen ziemlich zeitgleich zustande. Die höhere Spannung bringt keinen Vorteil, wenn keine Leistung dahintersteht. Und bei den 12V-Modulen steigt die Spannung auch sehr schnell, sobald verwertbare Sonnenenergie kommt.

Was würde ich anders machen?

Soweit kann ich das jetzt nach intensiver Nutzung in verschiedensten Reise- und Wohnszenarien sagen: ich bin 100% zufrieden. Änderungen bei Neubau wären nur marginal. Ich würde nach wie vor auf Gas verzichten. Vielleicht würde ich mein Stromkonzept noch ausweiten, Höhere Bordspannung, 2 Victron Multiplus, evtl. alles auf 230V ?

… und weiter geht es hier < klick >